I 404 Deutsche Hydrierwerke AG Rodleben, 1900-1954 (Bestand)[Location: Dessau]

Archive plan context


Identifikation

Signatur:I 404
Benutzungsort:Dessau

Form-/Inhaltsangaben

Titel:Deutsche Hydrierwerke AG Rodleben
Laufzeit/Datum (detailliert):1900 - 1954
Findbuch (PDF):siehe unten unter »Dateien«
Laufmeter:27.80
Findhilfsmittel:Findbuch 2014 (online recherchierbar)
Registraturbildner:Auf dem ursprünglichen Firmengelände zwischen Elbe und Brambacher Weg in Rodleben hatte sich eine Fabrik für Hautwolle und Ledergewinnung angesiedelt. Im Verlauf des Ersten Weltkrieges stieg der Bedarf an Treibstoff für die Dieselmotoren der Kriegsmarine. Fachleute auf dem Gebiet der Chemie (Dr. Hans von Gwinner, Prof. Georg Schröter und Dr. Walther Schrauth) forschten an einem Hydrierungsprozess, aus welchem heraus das sogenannte Tetralin (Tetrahydronaphthalin) als Treibstoff entstand. Im Mai 1916 erging ein Auftrag des Reichsmarineamtes an die Deutsche Bank zur Errichtung eines chemischen Betriebes zur Produktion von Tetralin. Anfang Juni 1916 bildete sich das Tetralin-Konsortium mit einem Gesellschaftskapital von 5 Mio. Mark, an welchem die Deutsche Bank, die Bayrischen Stickstoffwerke (Piesteritz), die Berlin-Anhaltische Maschinenbau AG, die Deutsche Petroleum AG und die Rüttgerswerke Berlin beteiligt waren. Am 8. Juni 1916 wurde die Tetralin-Werke GmbH, die spätere Deutsche Hydrierwerke AG – kurz DEHYDAG gegründet. 1916/17 wurde das Werk hauptsächlich durch Kriegsgefangene, Frauen und Jugendliche aufgebaut, wobei aufgrund chemischer und technischer Mängel erst 1918 die vollständige Produktion erreicht wurde. Nach Kriegsende verwendete man Tetralin vor allem bei der Deutschen Reichsbahn als Kraftstoff sowie in der Lack- und Farbenindustrie, später erfolgte die Produktion von Dekalin. 1922 wurde unter Vermittlung der Deutschen Bank die Tetralin GmbH in die Riedel AG Berlin-Britz eingegliedert, wobei in Rodleben chemische Grundstoffe hergestellt werden sollten, die in Berlin-Britz zu Fertigprodukten verarbeitet werden sollten. Hierzu wurden bauliche Erweiterungen des Werksgeländes vorgenommen. Dieses Konzept erwies sich jedoch als unrentabel. 1927 wurden deshalb die Deutsche Hydrierwerke AG Rodleben gegründet, deren Hauptaktionäre wiederum die Gesellschaft für Teerverwertung Duisburg-Meiderich war. Hauptverwaltung und Verkaufsabteilung waren in Berlin angesiedelt.
1932/33 kaufte der Henkel-Konzern die Aktienmehrheit. 1939/40 wurden die Verwaltung und die Verkaufsabteilungen nach Chemnitz verlegt. Am 1. September 1939 wurde ein modernes Labor für die im Henkel-Konzerne vereinigten Betriebe eingeweiht. In den Kriegsjahren 1939-45 wurden spezielle Anlagen zur Herstellung von Klauenöl auf synthetischer Basis errichtet (Verwendung beim Einfetten von Torpedos). Dabei kamen Zwangsdeportierte und Kriegsgefangene (vorwiegend aus Altengrabow) aus Polen, Belgien, England, Indien, Italien und der Sowjetunion zum Einsatz, ab 1943 auch aus Armenien, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Holland, Kroatien, Norwegen, der Schweizer und der Türkei. 1944 waren von 2400 Beschäftigten 1400 Fremd- und Zwangsarbeiter. Nach 1945 ging das Werk in Volkseigentum über (Chemische Fabrik Hydrierwerk der SAG für Mineraldünger bzw. VEB Deutsche Hydrierwerke Rodleben).
Bestandsinformationen:Erste Aktenübergaben aus dem Betriebsarchiv des Nachfolgebetriebes VEB Deutsche Hydrierwerke Rodleben an das zuständige Staatsarchiv Magdeburg erfolgten in den Jahren 1977 und 1980. Im Jahre 1992 wurden im Nachgang der Privatisierung des Unternehmens per 1.6.1990 alle zu ermittelnden Akten einschl. einer Verzeichnungskartei des Betriebsarchivs aus der Zeit vor 1945 vollständig durch das Staatsarchiv Magdeburg übernommen und von dort 1994 an das für die ehemals anhaltischen Gebiete zuständige Landesarchiv Oranienbaum, jetzt Abteilung Dessau, übergeben. Die Datenerfassung erfolgte auf der Grundlage der Ablieferungskartei des Betriebsarchivs aus den Jahren 1977, 1980 und 1992. Im Jahr 2019 erfolgte eine Übernahme vom heutigen Nachfolgebetrieb, Ecogreen Oleochemicals GmbH
DHW Deutsche Hydrierwerke GmbH Rodleben.
 

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Related units of description:siehe auch (keine Angabe):
I 407 VEB Deutsches Hydrierwerk Rodleben VEB Deutsches Hydrierwerk Rodleben, 1932-2001 (Bestand)
 

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URL:https://recherche.landesarchiv.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=195720
 
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